Nach 3 Jahren manchmal mehr manchmal weniger aktiver Suche, habe ich mir einen Porsche 924 Baujahr 1984 gekauft. Das Fahrzeug steht seit 2011 in einer Scheune, da die Kraftstoffversorgung damals wohl streikte und der Besitzer die Reparatur nie in Angriff genommen hat. Ansonsten wirkt das Fahrzeug als hätte es einen guten technischen Zustand und auch karosserieseitig scheint alles gut erhalten.
Der Lack ist in den letzten 32 Jahren sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Ursprünglich Indischrot, wurde die Heckschürze wohl in Marsrot nachgearbeitet und die Seitenwände haben durch die vielen Jahre Sonneneinstrahlung einen Farbverlauf von hell nach dunkel von oben nach unten. Der Innenraum ist gezeichnet von einem mit mehreren Rissen durchzogenen Armaturenbrett, wie man es von alten Porsche Modellen fast schon gewohnt ist. Die Sitze wiederum wurden erst vor wenigen Jahren in einem Porsche Zentrum professionell aufgepolstert und sind dementsprechend in einwandfreiem Zustand.
Mein Traumauto stand 130 km von dem Wohnort meiner Eltern entfernt und allein die Fahrt dorthin um ihn am Wochenende abzuholen, war für mich das reinste Abenteuer. Als er dann endlich bei meinen Eltern vor der Türe stand, gingen die Arbeiten auch schon los.
Als allererstes entfernte mein Freund die Wespennester, die sich im Motorraum und unter der Seitenwand angesiedelt hatten. Diese hatten mich als Allergiker bei der Besichtigung schon nervös gemacht und dementsprechend war ich froh, dass er sie so sorgfältig entfernte.
Bei einer ersten groben Wäsche mit dem Gartenschlauch wurde eine halbe Sandbank hervorgespült aus den Tiefen der Radhäuser und Hohlräumen der Karosserie. Um so spät am Nachmittag noch ein Erfolgserlebnis zu erhalten, wurde eine erste Politur mit der Politurmaschine meines Vaters vorgenommen – die Ergebnisse führten eindeutig einen großen Schritt in die richtige Richtung! Der Dreck mehrerer Jahre kam bereits zum Vorschein aber es wird noch in Zukunft sehr viel Lackpflege notwendig sein.
Als bereits der Grillduft der umliegenden Nachbarn uns in die Nase stieg, wurde bei uns noch der Innenraum ausgeräumt. Zum Vorschein kamen die Kopien der Geburtsurkunde zweier Kinder der Vorbesitzer (im früheren Leben war mein Porsche ein waschechtes Hochzeitsauto!), die originale 924 Pflegeanleitung sowie eine Einwegkamera (so hat man also Unfallfotos gemacht bevor es Handykameras gab!).
Immer noch nicht genug haben wir kurzerhand die alte Batterie meines E87 angeschlossen und einen kurzen Elektrocheck durchgeführt – die Scheinwerfer klappten auf und ich war vollends verliebt. Blinker, Nebelscheinwerfer und Bremslichter funktionierten einwandfrei, lediglich die Birne des rechten Scheinwerfers scheint durchgeschmort – wenig Arbeit an der von mir gehassten Elektrofront!
Sogar sämtliche Sonderausstattungen des Fahrzeugs (elektrische Fensterheber UND elektrische Spiegelverstellung) funktionierten, die Antenne fuhr aus und das hässliche moderne Radio brüllte aus den Boxen.
Und weil wir dann immer noch nicht genug hatten, nahmen wir eine Dose Startpilot zur Hand.
Vor dem ersten Startversuch klemmte ich beide Benzinpumpen (Intankpumpe und außerhalbgelegene Kraftstoffpumpe) ab, damit der 5 Jahre alte Sprit nicht in den Motor gepumpt wurde.
Es folgte das größte Erfolgserlebnis des Tages: Mein Porsche 924 lief das erste Mal seit 5 Jahren.
Und er verabschiedete sich von uns für diesen Tag mit einer kleinen Stichflamme, bei der mein Vater den Großteil seiner Armbehaarung verloren hat. Der erste Tag dieses Projekts endete also mit einem angemessenen Knall.